Schnee-Fee Poem by Wolfgang Steinmann

Schnee-Fee

I
Den ganzen Nachmittag sah ich, am Fenster stehend,
Schnee-Feen fallen, fallen aus Wolken und Himmel,
Phantastisch und wild im wirbelnden Winde wehend
Stiessen sie, schubsten... Es war ein sorglos' Gewimmel.
Mächtiger flogen die Scharen wohl in der Nacht
Als herrsche im Himmel jetzt Unrast und Revolution;
Sie, furchtsam und zart, hätten darum sich aufgemacht
Und seien, Ruhe zu finden, zur Erde geflohn.
Ich legte mich schlafen und als ich am Morgen erwacht',
Da fand ich sie alle dicht aneinander geschmiegt,
Hatten sichs dort auf dem Rasen gemütlich gemacht,
Erschöpft von der Reise sich dann zu Schlafe gewiegt.
Die Sonne schien hell auf ihr Bett für ettliche Stunden,
Am Abend hatten sie längst sich nach Hause gefunden.

II
Und plötzlich fand ich mich wieder deiner gedenken;
Du flogst in den Raum, es war Winter und spät war die Stunde,
Schnee-Zauber sah ich draussen vorm Fenster sich senken;
Dein Haar lag in Strähnen, mein Auge hing dir am Munde.
Mein Herz war so wüst wie das Wetter, als du mich fandest,
Die widrigen Winde bliesen stetig und lang';
Doch du in leidenschaftlicher Freude entbranntest
Und tanztest und brachest aus in frohen Gesang.
Ich machte dir Platz im Bett und ich brachte
Laken und Decke vom Schrank, frisch, weiss und warm,
Du legtest dein Haupt auf die Kissen, ich wachte
Während du schliefst, geborgen in meinem Arm.
Kam Morgen, da gingst du und liesst mich zurück,
Allein auf der Bühne, zu Ende das Stück.

(nach Claude McKay: The Snow Fairy)

This is a translation of the poem The Snow Fairy by Claude McKay
Saturday, February 6, 2016
Topic(s) of this poem: loneliness,love and dreams,snow
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